Literarische 
Spaziergänge 
Holstentor und Petrikirchturm
Das Holstentor und 
der Petrikirchturm
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BUDDENBROOKHAUS
Kulturstiftung Hansestadt Lübeck
Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrum
 
Mengstraße 4   23552 Lübeck
Telefon  0451 1224192 und 1224190
Fax  0451 1224140

Die Hansestadt Lübeck ist der ideale Ort für literarische Streifzüge. Hier findet sich ein weitgehend intaktes Ensemble aus Kirchen und Speichern, Gruben und Giebelnhäusern: jenes alte Lübeck, wie es uns aus den Romanen und Erzählungen Heinrich und Thomas Manns vertraut ist. Zwischen Marienkirche und Rathaus, Beckergrube und Katharineum, Holstentor und Burgtor können Sie auf drei Spaziergängen und bei einem Ausflug nach Travemünde die Spuren der Manns sowie von Emanuel Geibel, Erich Mühsam, Hugo Diestler, Franz Kafka und anderen erkunden.
1. Spaziergang:  
"In Lübeck ist ja alles in der Nähe ..."    
Breite Straße und Königstraße
2. Spaziergang:  
"Dies alte Lübeck"    
Marienkirche, Rathaus, Häuser der Vorfahren
3. Spaziergang:   
"... ging durch das alte untersetzte Tor ..."  
Vom Lindenplatz bis vor das Burgtor
Der Ausflug:  
Nach "Travemünde, dem Ferienparadies" 
  
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Die Stationen des 1. Spaziergangs:
"In Lübeck ist ja alles in der Nähe ..."
Breite Straße und Königstraße

Auf diesem Weg sehen und erhalten Sie detaillierte Informationen über:
  1. die Breite Straße    
  2. das Wohnhaus der Familie Mann ab 1869 (Breite Straße 54)    
  3. das Wohnhaus der Familie Mann ab 1872 (Breite Straße 38)    
  4. eine Stele (zum 100. Geburtstag von Thomas Mann)    
  5. das Stadttheater (Beckergrube 10-16)    
  6. das Wohnhaus der Familie Mann ab 1882 (Beckergrube 52)    
  7. das Haus von M. Rodde und D. Schlözer (Breite Straße 13)    
  8. die Schiffergesellschaft von 1535 (Breite Straße 2)    
  9. den Kirchplatz vor St. Jacobi    
10. den Durchgang der Pastorenhäuser zu St. Jacobi    
11. das Heiligen-Geist-Hospital am Koberg    
12. das Emanuel Geibel-Denkmal    
13. die "Gemeinnützige"    
14. das Behnhaus und das Drägerhaus (Königstraße 9-11)    
15. das Wohnhaus von Emanuel Geibel (Königstarße 12)    
16. die Reformierte Kirche (Königstraße 18)    
17. die Museumskirche St. Katharinen    
18. das Katharineum (Königstraße 27-31)    
19. die Löwenapotheke (Dr.-Julius-Leber Straße 13) 
 

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Die Stationen des 2. Spaziergangs:
"Dies alte Lübeck"
Marienkirche, Rathaus, Häuser der Vorfahren

Auf diesem Weg sehen und erhalten Sie detaillierte Informationen über:
  1. das Kanzleigebäude  
  2. die Ratskirche St. Marien  
  3. die Glockenkapelle von St. Marien  
  4. Markt und Rathaus  
  5. die Rathausseite Breite Straße  
  6. den Germanistenkeller  
  7. das Cafe Niederegger (Breite Straße 89)  
  8. die Aegidienstraße, Haus Nr. 22  
  9. das ehemalige Erziehungs-Institut der Witwe Bousset (Königstraße 101)  
10. das ehem. Wirtshaus "Im blauen Engel" (Mühlenstraße 44)  
11. das Wohnhaus von Carl Friedrich von Rumohr (Kapitelstraße/Ecke Pferdemarkt)  
12. das Wohnhaus von Johann Siegmund Mann (Pferdemarkt 7)  
13. das ehemalige "Hotel Stadt Hamburg" (Klingenberg 1-5)  
14. das Geburtshaus von Johann Friedrich Overbeck (Sandstraße 22)  
15. die Sandstraße
 

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Die Stationen des 3. Spaziergangs:
"... ging durch das alte untersetzte Tor ..."
Vom Lindenplatz bis vor das Burgtor

Auf diesem Weg sehen und erhalten Sie detaillierte Informationen über:
  1. den Lindenplatz  
  2. die Puppenbrücke  
  3. den Platz vor dem Holstentor  
  4. das Holstentor  
  5. den Hafen und die Speicher  
  6. das ehemalige Hotel Kaiserhof (An der Untertrave 104)  
  7. Untertrave/Ecke Alfstraße  
  8. An der Untertrave 96  
  9. das Weinhandelshaus "Carl Tesdorpf" (Mengstraße 60-77)  
10. die Engelsgrube  
11. den Speicher "Die Eiche" (An der Untertrave 34)  
12. den Speicher "Walfisch" (An der Untertrave 16)  
13. das Burgtor  
14. das Burgfeld (Gustav-Radbruch-Platz)  
15. das Haus Roeckstraße 7  
16. das Wohnhaus der Familie Marty (Eschenburgstraße 1- 3)  
17. das Haus Eschenburgstraße 29a  
18. das Gartenhaus von Dorothea Schlözer (Eschenburgstraße 57)  
19. den Burgtorfriedhof, Grabstelle der Familie Mann  
20. das Tivoli-Theater  
21. die Große Burgstraße 
 

 

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Die Stationen des Ausflugs:
Nach "Travemünde", dem Ferienparadies"

Bei diesem Ausflug sehen und erhalten Sie detaillierte Informationen über:
  1. den Weg nach Travemünde: Israelsdorfer Allee und Herrenfähre  
           (heute: Travemünder Allee und Herrenbrücke)  
  2. das Leuchtenfeld  
  3. den Alten Travemünder Leuchtturm  
  4. das Kurhaus-Hotel und den Kursaal  
  5. die Schweizerhäuser  
  6. den Musiktempel  
  7. die Vorderreihe  
  8. den Priwall und die Fähre  
  9. den Strand mit Promenade  
10. das Brodtener Steilufer  
11. den Seetempel  
12. den Mövenstein
 


 
 
Zu jedem der vorgestellten Spaziergänge in Lübeck und dem Ausflug nach Travemünde
wollen wir Ihnen einen besonderen Ort mit Beschreibung, Originaltexten und Bild vorstellen:
(Die Texte sind dem Buch des wissenschaftlichen Leiters des Heinrich-und-Thomas-Mann-Zentrums, Dr. Hans Wißkirchen,
"Spaziergänge durch das Lübeck von Heinrich und Thomas Mann", Arche Verlag, Zürich-Hamburg 1996, entnommen.)
 
 
  
Ein Beispiel zum 1. Spaziergang: Das Katharineum
Dieses Gymnasium entstand gleich nach der Reformation, 1531, als Lateinschule durch eine Gründung des Reformators und Luther-Freundes Johannes Bugenhagen (14851558).  

Eine Reihe von bekannten Persönlichkeiten hat diese Schule absolviert. Zu nennen wären etwa: Theodor Storm (18171888), Emanuel Geibel (18151884), Werner Bergengruen (18921964), Erich Mühsam (18781934) und Gustav Radbruch (18781949).  

Heinrich Mann war dort seit 1885 Schüler und brach seine Studien während des wiederholten Durchgangs der Obersekunda 1889 ab. Wie diese Schulzeit zu Literatur geworden ist, können wir im Roman Professor Unrat oder das Ende eines Tyrannen nachlesen, und wir treffen darin vermutlich auf das Vorbild für seinen Protagonisten in der Person des Oberlehrers und Bibliotheksdirektors Dr. Carl Curtius aus der gleichnahmigen berühmten Lübecker Familie.  

Thomas Mann besuchte die Klassen Untertertia bis Untersekunda, für die er ganze fünf Jahre benötigte, um dann, 1894, mit dem "Einjährigen" versehen, seiner Mutter und den Geschwistern nach München zu folgen. Er selbst schildert seine Schulzeit folgendermaßen: "Ich gabe eine dunkle und schimpfliche Vergangenheit ... Ich bin ein verkommener Gymnasiast, nicht, daß ich durchs Abiturexamen gefallen wäre - es wäre Aufschneiderei, wollte ich das behaupten, sondern ich bin überhaupt nicht bis Prima gelangt; ich war schon in Sekunda so alt wie der Westerwald. Faul, verstockt und voll liederlichen Hohnes über das Ganze, verhaßt bei den Lehrern der altehrwürdigen Anstalt, ausgezeichneten Männern, die mir - mit vollem Recht, in vollster Übereinstimmung mit aller Erfahrung, aller Wahrscheinlichkeit - den sicheren Untergang prophezeiten ... So saß ich die Jahre ab..." Und weniger amüsant in seinem Lebensabriß (1930): "Ich verabscheute die Schule und tat ihren Anforderungen bis ans Ende nicht Genüge. Ich verachtete sie als Milieu, kritisierte die Manieren ihrer Machthaber und befand mich früh in einer Art literarischer Opposition gegen ihren Geist, ihre Disziplin, ihre Abrichtungsmethoden."

Das Katharineum
 
 

 

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Ein Beispiel zum 2. Spaziergang: Der Markt und das Rathaus
Markt und Rathaus sind Zeugen der Größe Lübecks in der Hansezeit, die ihren Höhepunkt um 1370 erreichte.  

Die erste Erwähnung des Rathauses ist für 1230 zu belegen, und seine Vollendung kann mit dem Bau der Reaissance-Treppe (1594) an der Ostseite (Breite Straße) datiert werden. Nach dem Sieg über Frankreich (1871) wurden ein neogotisches Postgebäude an der Westseite des Platzes und ein Siegesbrunnen in der Mitte des Platzes gebaut.  

Die Gesamtanlage wird von beiden Brüdern wiederholt zitiert. So bei Heinrich Mann in Professor Unrat: "Beim Rathaus lenkte er auf den Markt und machte die Runde unter den Lauben. Bogen, Türme und Brunnen stachen ihre von Arabesken umranktenSchattenrisse in die gotische Mondnacht. [...] Dabei prüfte er eifrig jedes einzelne Fenster der Post und des Polizeiamtes." Und bei Thomas Mann heißt es in Buddenbrooks: "In der Breiten Straße, vor dem Rathaus mit seiner durchbrochenen Glasurziegelfassade, seinen spitzen Türmen und Türmchen, die gegen den grauweißen Himmel stehen, seinem auf vorgeschobenen Säulen ruhenden gedeckten Treppenaufgang, seinen spitzen Arkaden, die den Durchblick auf den Marktplatz und seinen Brunnen gewähren ... vorm Rathause drängen sich mittags um ein Uhr die Leute."  

Die Rathausarkaden werden wiederholt erwähnt, erstaunlicherweise mit zwei verschiedenen Beschreibungen. Zu Beginn des Romans heißt es: Tony "kannte die graubärtigen Meister in den kleinen, hölzernen Goldschmiedebuden, die in die Marktarkaden hineingabaut waren ..." . 600 Seiten weiter aber findet sich dieses Zitat: "...Unter den Spitzbogen der Rathausarkaden hatten die Fleischer ihre Stände und wogen mit blutigen Händen ihre Ware ab." Auch in Tonio Kröger läßt der Autor dort die Schlachter ihres Amtes walten: "Auf den Markt ging er, unter den Bogengewölben des Rathauses hindurch, wo Fleischer mit blutigen Händen ihre Ware wogen, auf den Marktplatz, wo hoch, spitzig und vielfach der gotische Brunnen stand." Diese Variante ist ungewöhnlich, beschreibt Thomas Mann Lübeck doch ansonsten in ungewöhnlich präziser Weise. Die Goldschmiede hatten in der Tat ihre Buden unter den Arkaden, während die Fleischer ihren eigenen Markt ganz in der Nähe hatten, auf dem Schrangen, dort, wo sich heute ein Kaufhaus befindet. Das Beispiel lehrt, daß auch bei Thomas Mann der Realismus niemals zum Selbstzweck wird, denn es ist Thomas Buddenbrook, der das Blut der Fleischer sieht - wenige Stunden vor seinem Tod, auf den so vorausdeutend verwiesen wird.

Markt und Rathaus
 
 

 

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Ein Beispiel zum 3. Spaziergang: Das Burgtor
Das Burgtor stammt in seiner heutigen Form aus dem 15. Jahrhundert, wobei der Turm nach einem Brand im Jahre 1685 barock verändert wurde.  

Im Burgtor besaß die Schriftstellerin Ida Boy-Ed (18521928) eine Ehrenwohnung der Stadt. 1852 in Bergedorf geboren, kam die junge Ida Ed 1865 nach Lübeck, als ihr Vater mit seinem aufblühenden Zeitungsunternehmen in die Hansestadt wechselte. Ab 1865 verlegte er Die Eisenbahnzeitung, eine der damals erscheinenden Tageszeitungen, in der Heinrich Mann seine ersten Texte veröffentlichte.  

Im Verlags- und Wohnhaus in der Großen Petersgrube 29 herrschte eine ausgesprochen literarische Atmosphäre. Der Vater schrieb Romane und Novellen und förderte die ersten literarischen Versuche der Tochter. 1870, kaum achtzehnjährig, heiratete sie den Kaufmann Carl Johann Boy (18451900), der einer alten Lübecker Patrizier- und Kaufmannsfamilie entstammte. Sie geriet, wie sie schrieb, in eine ihr "geistig ganz ferne Umwelt." Im Haus der Schwiegereltern belächelte man nicht nur ihren literarischen Ehrgeiz, man verbot ihr, überhaupt zu schreiben. Nacheinander kamen vier Kinder zur Welt, doch die Ehe war nicht glücklich. 1878 flüchtete sie mit ihrem ältesten Sohn nach Berlin. Nach erfolglosen Versuchen, sich mit journalistischen Arbeiten durchzubringen, mußte sie nach Lübeck zurückkehren. 1882 erschien ihr erstes Buch, die Novellensammlung Ein Tropfen. Bis 1894 veröffentlichte sie allein einundzwanzig Bücher, an ihrem Lebensende waren es über siebzig. Thomas Mann lobte besonders ihren Roman Ein königlicher Kaufmann (1910). In Lübeck spielend, kam seine Thematik entfernt den Buddenbrooks nahe. In einem Brief meinte Thomas Mann, mit dem Werk habe sie den Kaufmannsroman für das 20. Jahrhundert gerettet und zugleich "das Ideal eines modernen Soll und Haben erfüllt".  

Thomas Mann lernte Ida Boy-Ed noch als Gymnasiast, vermutlich 1892-93, kennen. Sie war die erste, die in Lübeck für ihn eintrat. Seit 1903 bis zu ihrem Tode im Jahre 1928 stand sie mit ihm im Briefwechsel. Bei seinen Lübeck-Aufenthalten wohnte er oft in der heute noch vorhandenen Wohnung, rechts neben dem Burgtor.  

Zu ihrem 75. Geburtstag schrieb Thomas Mann: "Sie war die erste, die an mich geglaubt hat in Lübeck, der erste Lübecker - soviel ich weiß -, der Buddenbrooks nicht abscheulich fand, sondern mich verteidigte. Nie hat sie aufgehört, mir Zeichen ihres Wohlwollens zu geben, der geistigen Teilnahme, mit der sie meinen Weg verfolgte, auch wenn er irrig und gefährlich scheint, und immer werde ich ihr Dankbarkeit dafür bewahren müssen."

Das Burgtor
 
 

 

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Ein Beispiel zum Ausflug: Der Alte Travemünder Leuchtturm
Den Leuchtturm beschreibt Joseph von Eichendorf ganz genau: "Jetzt hatten wir auch Gelegenheit, den Leuchtturm näher zu besehen. Auf der Seeseite hat er ein ungeheuer großes Fenster, hinter welchem jede Nacht eine Menge Lampen angezündet werden, deren Schein durch einen hinten angebrachten metallenen Hohlspiegel auf das Meer zu geworfen wird."  

Ein "friedlicher Ort, von Menschen fast nie begangen", wie es bei Thomas Mann heißt, ist diese Gegend heute zwar nicht mehr, aber der Rest Wiese zwischen Leuchtturm und der Ostsee läßt vielleicht noch ein wenig von der damaligen Atmosphäre erahnen.

Der alte Leuchtturm
von Travemünde


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 Material: Buddenbrookhaus, Mengstraße 4, 23552 Lübeck
 aktualisiert am 01.09.1998
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